»Résistance und Todesmarsch«

Paul Le Goupil
Ein Franzose in Auschwitz, Buchenwald, Halberstadt und Langenstein
Übersetzt und Bearbeitet von Pierre Dietz.

Umfang: Paperback, 424 Seiten
Autor: Paul Le Goupil
Übersetzer: Pierre Dietz
Verlag: Edition AV
ISBN: 978-3-86841-137-9
Preis: 16 €

Paul Le Goupil bereitet sich gerade auf sein Studium als Grundschullehrer vor, als die Kirchenglocken den Kriegsbeginn verkünden. Nach dem Einmarsch der Deutschen gibt es für die Bevölkerung zunehmend Einschränkungen. Seine Empörung darüber, dass immer mehr Franzosen nach Deutschland in den Arbeitsdienst gezwungen werden, lässt ihn Mitglied der Resistance werden. Als er selbst nach Deutschland soll, geht er in den Untergrund. Ein Kaplan, bei dem er untergetaucht ist, lässt alle Vorsichtsmaßnahmen außer Acht. Dadurch wird ein Maulwurf der Gestapo auf ihn aufmerksam. Er wird verhaftet und gefoltert.


Blick in die Zelle in Bonne Nouvelle

Dann, eingepfercht in einem Viehwagen der Reichsbahn, wird er von Compiègne nach Auschwitz deportiert. Kurz darauf führt ihn seine Odyssee nach Buchenwald. Er übersteht einen Bombenangriff auf die Fabriken und kommt als Zwangsarbeiter in das Lager Langenstein-Zwieberge. Nur wenige überleben hier die Torturen in den Tunneln der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie.

3D-Darstellung des Lagers Langenstein-Zwieberge (Ausschnitt).

Das Reich ist kurz vor dem Zusammenbruch, als er und seine Kameraden evakuiert werden. In einem zwölftägigen Todesmarsch legen sie über dreihundert-zwanzig Kilometer zurück. Wer nicht mehr weiter kann, wird von der SS erschossen.

Durch Fakten zur Geschichte und Daten zu Personen ergänzt. Zahlreiche Grafiken und Fotos helfen, das Geschehene zu begreifen.

Nachruf

Paul Le Goupil hat uns am 10. September 2017 für immer verlassen.

Der Franzose aus der Normandie wurde am 12. Dezember 1922 in der Polizeiwache von Connerré geboren, in dem sein Vater als Polizist  beschäftigt war. Ende 1942, nach seinem Studium zum Lehramt und einer  ersten Anstellung als Lehrer, ging er in den Widerstand. Dort schloss er sich dem »Front patriotique de la jeunesse« (FPJ) an. Er machte schnell Karriere und war für vierhundert junge Freiheitskämpfer verantwortlich. Im Oktober 1943 wurde er in Montville von der Gestapo verhaftet und während 183 Tagen im Gefängnis von Rouen in Einzelhaft gesperrt.

Im April 1944 wurde Paul Le Goupil über Compiègne nach Auschwitz deportiert und bekam die Nummer 185899 auf den Unterarm tätowiert. Im Mai 1944 erfolgte die Verlegung nach Buchenwald. Nach dem Bombenangriff auf die DAW, Gustloff- und Mibau-Werke im August 1944 wurde er auf ein »Kommando« nach Halberstadt in eine Flugzeugfabrik verlegt. Die Produktion kam zum Erliegen und so geriet er in das Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge. Als sich amerikanische Verbände dem Lager näherten, wurde er auf einen Todesmarsch geschickt. Am 30. April 1945 wurde er von den Amerikanern befreit, nachdem er viele seiner Kameraden verloren hatte. Erst am 30. Mai konnte er nach Frankreich zurückkehren. Er gründete eine Familie und wurde Direktor einer Schule.

Paul Le Goupil ist nie müde geworden, die Erinnerung an das Leid der von den Nazis verschleppten Franzosen aufrecht zu erhalten. Er hat viele Bücher zum Thema geschrieben und sich um die Aufarbeitung des Archivs in Caen gekümmert. Das Buch »Resistance und Todesmarsch« ist auf deutsch im Verlag Edition AV erschienen. Noch im Mai 2017 ist er für sein Engagement – unterdessen 95-jährig – zum Offizier der Ehrenlegion ernannt worden.

Als ich Paul kennenlernte, standen wir gemeinsam in seiner Küche. Er bereitete uns einen Kaffee zu und wir unterhielten uns über mein Buch und den Film »Briefe aus der Deportation«. Er bat mich, sein Buch zu übersetzen und ich schlug ihm vor, dies geschichtlich zu ergänzen. Vor mir stand ein geistig reger und rüstiger Mann, dem man sein wahres Alter von neunzig Jahren nicht ansah. Erst nach einer halben Stunde gemeinsamen Stehens, stützte sich Paul ein wenig am Tisch ab, was mich schwer beeindruckt hat.

Im Laufe unserer gemeinsamen Zusammenarbeit sind wir gute Freunde geworden. Mir werden sein Rat, seine Intelligenz und sein klarer analytischer Verstand sehr fehlen. Leider ist mit ihm einer der letzten Mahner gegen den Faschismus gegangen, der unter den barbarischen Methoden der »Vernichtung durch Arbeit« gelitten hat.

Pierre Dietz